Label Review Def Jam Recordings
Eines der Traditionslabels in Sachen Rap Music überhaupt, welches noch immer aktiv die Musikszene mitgestaltet, ist ganz klar Def Jam Recordings. Ich rede natürlich nicht von den letzten Jahren, wo es peinlicherweise sogar ein Justin Bieber zu einem Release auf Def Jam gebracht hat, sondern von der guten alten Zeit der Rap Music, der goldenen Ära. Mir fallen sofort Künstler wie Beastie Boys, Public Enemy, LL Cool J, Slick Rick, Davy D, 3rd Bass und natürlich T La Rock ein. Letzterer hatte mit ‚It’s Yours‘ 1984 ja auch das erste Rap Release in der Geschichte von Def Jam. Fälschlicherweise wird oft behauptet und so steht es sogar falsch auf der deutschen Wikipedia Seite, dass LL Cool J’s ‚I Need A Beat‘ die erste Veröffentlichung gewesen sei, die zwar im gleichen Jahr erschien, aber eben danach. Möglicherweise liegt es an LL’s Katalog Nummer ‚DJ001‘, die nebenbei bemerkt, schon ziemlich nice ist, sich allein daraus aber nicht unbedingt die richtigen Schlüsse ziehen lassen. ‚It’s Yours‘ hat z.B. die Nummer ‚PT 104′ (Partytime) im Def Jam Katalog aber ‚JAM1‘ und 1982 das absolut erste Release ‚Hose – Mobo‘ lautet ‚DEF-SP-1‘. Könnten laut der Nummern also alles die ersten gewesen sein. Wer sich diesen Firlefanz mit den Nummer überhaupt ausgedacht hat weiß ich nicht, aber einen tieferen Sinn kann ich da nicht wirklich ableiten. Die Band ‚Hose‘ ist übrigens nicht zufällig die erste Veröffentlichung auf Def Jam gewesen, denn an der Gitarre dieser New Yorker Punk/Rockband stand kein geringerer als Rick Rubin selbst. Jener Kollege, der zusammen mit Russell Simmons das Label im Jahre 1983 gründete. Jetzt mag sich der aufmerksame Leser vielleicht fragen, wieso ein Label 1983 gegründet und 1982 schon eine 7“ herausgebracht werden konnte? Die Antwort ist ganz einfach: keine Ahnung! Ich nehme an, wenn man sich diese Scheibe auf www.discogs.com mal so ansieht, dass das doch eher so eine Wohnzimmerproduktion war und damit erst der ernsthafte Wille entstand, das Label überhaupt gründen wollen und professionell zu betreiben. Rick Rubin und Russell Simmons sollen sich laut Simmons übrigens bei der Aufzeichnung der TV-Show ‚Graffiti Rock‘ kennen gelernt haben. Jener Show mit Host Michael Holman und Gästen wie Special K (Bruder von T La Rock) und Kool Moe Dee von den Treacherous Three, den New York City Breakers und Run-DMC. Dies soll aber nur am Rande erwähnt sein. Der Output von Def Jam Recordings in den gesamten 80er Jahren war jedenfalls als aller erste Sahne zu bezeichnen und auch damalige R’n’B Artists wie Oran ‚Juice‘ Jones, Chuck Stanley oder Alyson Williams rockten so ziemlich jede Party. Eine äußerst rühmliche Ausnahme machte 1986 eine Veröffentlichung der Metal-Band Slayer, hier kann man sicherlich vermuten, dass Rick Rubin’s Ohren möglicherweise zu sehr von schwarzer Musik getränkt waren und er sich als E-Gitarrist sicherlich sehr über dieses außergewöhliche Release gefreut hat. Wieder einmal reine Vermutung von mir, aber so ganz aus der Luft gegriffen ist es dann sicherlich nicht. Man höre sich nur einmal schon oben erwähnte Band ‚Hose‘ an und versteht vielleicht ein wenig, wovon ich rede.
Ich hatte irgendwann einmal gelesen, dass Rick Rubin sogar den berühmten Technics Tonarm, dieses so geniale Logo auf vielen der Def Jam Records, selbst gezeichnet hätte. Leider konnte ich die Quelle im World Wide Web nicht wieder finden, so bleibt es auch hier nur eine Vermutung.
Public Enemy, LL Cool J, Method Man und R’n’B Größen wie Montell Jordan und Dru Hill prägten dann die 90er Jahre und dass ‚Hip Hop Is Dead‘ von Nas 2006 ausgerechnet auf Def Jam heraus kam, als Jay-Z das Label leitete und Künstler wie Rihanna und Ne-Yo dominierend released wurden, ist vielleicht Zufall, vielleicht aber auch nicht. Auf jeden Fall etwas „Crunk„! In dieser Zeit war Def Jam schon lange kein reines Hip Hop Label mehr und es hatte meiner Meinung nach auch längst seinen Spirit verloren. Der gute Name wurde vielmehr ausgeschlachtet wie ein Stück Vieh. Plötzlich gab es Street Fashion, Computerspiele, Def Jam Mobile für Handyklingeltöne und Energy-Drinks namens Def Con 3. Die reinste Gelddruckmaschine, „Hip Hop Is“ seit dem offenbar fast „Dead“ bei Def Jam. Das konnten Interpreten wie Ludacris, Lil‘ Kim, Kanye West oder Ja Rule ganz sicher nicht ändern oder ich würde sogar sagen, gerade nicht. Es gibt zwar nachwievor Genialitäten wie The Roots oder Q-Tip die gesigned sind, aber diese sind inzwischen die große Ausnahme. Hip Hop lives, aber leider eben nicht mehr unbedingt bei Def Jam…