
Label Review ‚Paul Winley Records‘
Ich muss ja sagen, dass mich die Oldschool und vor allem die Anfänge der Rap Music besonders faszinieren. Deshalb soll es heute auch um ein Label gehen, welches mich von Beginn an in seinen Bann gezogen hat. Paul Winley Records. Das liegt sicherlich nicht daran, dass auf fast jedem Release Schreibfehler zu finden sind, die teilweise so gravierend sind, dass aus dem Captain Sky Song ‚Super Sporm’ mal eben ein ‚Super Sperm’ wurde und die erste Breaks Collection aller Zeiten, die ‚Super Disco Brake’s’, also mit Bremsen haben sie eigentlich nichts zu tun! Da hatte der gute Paul wohl gar nicht wirklich auf dem Schirm, was er da anfangs machte. Möglicherweise sind ihm seine Töchter Paulette und Tanya schwer auf die Nüsse gegangen und hatten damals nur noch von Rap Music geredet und er solle doch auch mal einen Trend erkennen und vielleicht wenigstens mal eine Compilation für die DJ’s in der Szene herausbringen, damit sie die freshesten Breaks ohne viel schleppen immer am Start haben und die MC#S darauf angehen können. Naja, alles nur Spekulationen, aber eines ist sicher: diese Collection hatte es im Jahre 1979 schon in sich als das erste Volume erschien und das hat sie noch heute. Aber gehen wir noch etwas zurück:
1956 gründete Paul Winley sein erstes Label, welches anfangs schlicht ‚Winley Records’ hieß, sich zunächst insbesondere dem Doo-Wop widmete und erste Singles mit The Duponts und The Jesters veröffentlichte. In den 60er und 70er Jahren machte Winley erstmals Furore, als er ganze Reden von Malcom X und Martin Luther King auf Vinyl veröffentlichte.
Es folgten diverse Funk Tunes von Cymande, George Benson und Harlem Underground. Letztere waren ähnlich wie schon Clifton „Jiggs“ Chase für ‚Sugar Hill Records’ oder Errol Eduardo „Pumpkin“ Bedward für das Label ‚Enjoy’ praktisch für alle Eigenproduktionen verantwortlich, die Paul Winley meist mit seiner Familie produzierte. Hierbei entstanden geniale Songs wie ‚Watch Dog’ mit seiner Frau Ann Winley und 1979 das erste Rap Release ‚Rhymin’ and Rappin’’ mit seinen Töchtern Paulette und Tanya. Ich erwähnte schon, dass sie offenbar schwer auf Rap standen und möglicherweise Ihren Vater in die Spur gebracht haben. So gilt diese Veröffentlichung jedenfalls als erste 12“ mit reiner Besetzung weiblicher MCs. Zwar war vorher schon Sha Rock in ‚Rappin And Rocking The House’ von ‚Funky Four Plus One More’ zu hören, aber eben mit K.K. Rockwell, Keith Keith, Little Rodney C und Jazzy Jeff, also gemischt besetzt. Interessanter wurde noch der Track ‚Vicious Rap’ von Tochter Tanya „Sweet Tee“ Winley, der zwar erst im Jahre 1980 heraus kam, aber schon 1978 aufgenommen wurde. Wäre er im gleichen Jahr auch direkt veröffentlicht worden, wäre es der erste Rap Song auf schwarzem Gold aller Zeiten gewesen und nicht ‚King Tim III’ der Fatback Band. Möglicherweise war Paul aber damals noch nicht so ganz überzeugt von diesen rhythmisch gesprochenen Reimen, den Raps. Zwischen 1979 – 1984 erschienen dann jedenfalls die schon erwähnten ‚Super Disco Brake’s’ auf Pauls Label, welches inzwischen in ‚Paul Winley Records’ umbenannt wurde. In unregelmäßigen Abständen wurden in gut 5 Jahren 6 Volumes
veröffentlicht. Diese Scheiben waren damals nicht überall zu bekommen, in New York gab es spezialisierte Record Stores, die solches Vinyl überhaupt führten. Als legendär wäre hier „Music Factory“ zu nennen, ein Plattenladen, der für alle New Yorker DJs zu der Zeit als einer der absolut ersten Adressen galt. Ich darf selbst einige Super Disco Brake’s und Ultimate Breaks & Beats mein eigen nennen, die den Original Music Factory Aufkleber tragen und natürlich auch dort gekauft wurden.
1980 erschien auf Paul Winley Records dann ‚Zulu Nation Throw Down’, der erste Track von Afrika Bambaataa zusammen mit Cosmic Force. Auch hier wurde musikalisch mal wieder auf die Harlem Underground Band zurück gegriffen. Im gleichen Jahr erschien noch der zweite Part des Songs ‚Throw Down’, hier hießen die Cosmic Force dann aber schon Soul Sonic Force. Die dritte und letzte Veröffentlichung der Töchter ‚I Believe In The Wheel Of Fortune’ erschien 1982 und markierte nicht nur die Letzte auf Ihres Vaters Label, sondern auch das Ende generell, denn es gab seit dem keine Releases mehr von Ihnen. Im folgenden Jahr machte Paul Winley einen schwerwiegenden Fehler, als er einen Mix von Afrika Bambaataa, der inzwischen zu Tommy Boy Records gewechselt war, veröffentlichte, um nach dem unglaublichen Erfolg von ‚Planet Rock’ offenbar noch ein bisschen Kasse zu machen. Die Quelle dieses Mixes kam von einem Tape, welches schon bis zu vier Mal überspielt gewesen war. Es handelte sich um den Mitschnitt einer Party an der James Monroe High School in der Bronx, bei der Bambaataa zusammen mit Jazzy Jay 1980 aufgelegt hatten und bei dem ziemlich frühe Scratches zu hören sind. Paul Winley nannte das ganze ‚Death Mix’ und handelte sich dadurch nach der Veröffentlichung einen Rechtsstreit ein, der laut Peter Shapiro in „The Rough Guide To Hip Hop“ letztendlich zum Ende von Paul Winley Records geführt haben könnte. Letzte Veröffentlichung auf Pauls Label war dann nach 2 Jahren Pause der Song ‚Street Rock’ von Rap Dynasty. Heute kontrolliert alle Rechte Paul Winley Records die Firma ‚Phase One Network’, diese verwaltet ebenfalls alle Releases unter anderem von so großartigen Rap und Dance Labels wie B-Boy Records, Fever, Fresh, Partytime, Sleeping Bag, Streetwise und Warlock Records.